Kritik & Unser Fazit:
Regisseur Michael Haneke mutet einem mit seinen Filmen ja meistens einiges zu - und auch sein neuestes Werk 'Liebe' ist alles andere als einfach zu verdauen. Kein Wunder, schliesslich hält einem Haneke hier sozusagen den Spiegel vor und beschreibt, wie es einem selbst einmal im hohen Alter ergehen kann. So zeigt Haneke in ruhigen, teils schonungslosen, aber nie wirklich voyeuristisch wirkenden Bildern den Alltag eines vom Schicksal schwer gezeichneten Ehepaars, das sich im hohen Alter urplötzlich mit einer völlig neuen und unerwarteten Situation auseinandersetzen muss - und es ist auch für den Zuschauer alles andere als einfach mitanzusehen, wie die nach einem Schlaganfall pflegebedürftige Anne immer mehr vor sich dahinsiecht, während ihr aufopferungsvoller Ehemann Georges zusehends mit der unerträglichen Situation völlig überfordert ist.

Der kammerspielartige Film wirkt dabei nicht nur sehr intensiv, sondern auch erstaunlich authentisch - was sicher nicht nur mit dem sehr direkten Drehbuch von Haneke zu tun hat, sondern auch mit dem absolut glaubwürdigen Spiel der beiden Hauptdarsteller.

Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva liefern jedenfalls eine meisterhafte Leistung ab und beweisen nicht nur grosses Können, sondern auch viel Mut. Auch ohne detaillierte Backstory gelingt es ihnen, nicht zuletzt dank ihrer wunderbaren Chemie miteinander, dieses musikbegeisterte Paar sympathisch rüberkommen zu lassen - was den Verfall ihrer jahrzehntelangen Beziehung umso tragischer und auch aufwühlender macht. Egal welche Empfindungen der Film auch in seinen schwierigsten Momenten auslöst, es ist in jedem Fall ein Gefühl der Hilflosigkeit, aber interessanterweise nicht der Hoffnungslosigkeit da. Haneke wäre selbstverständlich nicht Haneke, wenn er mit 'Amour' (Originaltitel) - der in seiner Struktur und seiner Kompromisslosigkeit an die deutsche Produktion Halt auf freier Strecke erinnert - nicht auch provozieren würde.

Von daher überrascht es dann auch nicht, dass er stellenweise sogar ein Tabu bricht, doch vorwerfen kann man es dem Film nicht wirklich. Gerade weil 'Liebe' nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern emotional so stark räsoniert, ist es dann auch nicht allzu erstaunlich, dass der Film auch beim Publikum gut angekommen ist und zudem mit zahlreichen Preisen, darunter die Goldene Palme von Cannes, dem Europäischen Filmpreis und dem Oscar als Bester Fremdsprachiger Film, geradezu überhäuft worden ist. Schlussendlich ist es aber ganz einfach eine einzigartige Liebesgeschichte der ungeschönten, ja geradezu niederschmetternden Art und vielleicht Michael Haneke's bisher bester Film. Wirklich massentauglich macht das 'Liebe' zwar trotzdem nicht, aber er ist deswegen auch nicht im geringsten weniger sehenswert - im Gegenteil sogar!

'Liebe' weiss aber nicht nur in inhaltlicher und darstellerischer Hinsicht zu überzeugen, auch die technische Umsetzung kann sich sehen und hören lassen. Gerade was die Akustik angeht hat man es zwar mit einem für Michael Haneke typisch spartanischen Sound-Design zu tun, doch gerade dieser zurückhaltende Ton macht den Film umso intensiver. Kommt hinzu, dass die Bildqualität überaus hochwertig ausfällt und dank der hervorragenden Schärfe- und Detailzeichnung, und der ebenso guten Kontrast- und Farbwiedergabe praktisch keinen Anlass zur Kritik bietet. Die Extras-Auswahl mag bei