Originaltitel:	Elle
Veröffentlichung:	21. Juli 2017
Studio / Verleih:	MFA+ / Alive
Produktionsjahr:	2016
Länge:	125 min.
Altersfreigabe:	Freigegeben ab 16 Jahren
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Die Story:
Michèle (Isabelle Huppert), Chefin einer erfolgreichen Firma für Videospiele, wirkt wie eine Frau, der nichts etwas anhaben kann. Unnahbar führt sie mit der gleichen Präzision und Kalkül ihre Firma wie ihr Liebesleben. Als Michèle eines Tages in ihrem Haus von einem Unbekannten angegriffen und vergewaltigt wird, scheint sie das Vorgefallene zunächst kalt zu lassen. Doch ihr Leben ist ein anderes geworden. Resolut spürt sie den Angreifer auf und verstrickt sich mit ihm in ein gefährliches Spiel aus Neugier, Anziehung und Rache ...

Kritik & Unser Fazit:
Im hohen Alter von fast 80 Jahren ist es Regisseur Paul Verhoeven endlich gelungen: Er hat mit 'Elle' einen Film abgeliefert, der fast ausnahmslos gute Kritiken erhalten hat. Bedauerlich, dass im kollektiven Gedächtnis hauptsächlich Filme von Verhoeven hängen geblieben sind, die bei den Kritikern durchgefallen sind, denn tatsächlich gehört der niederländische Filmemacher zu den unterschätztesten Regisseuren überhaupt. 'Elle' ist das beste Beispiel dafür: Ein in typischer Verhoeven-Manier provokanter Thriller, der sich nicht nur auf sehr eigenwillige Art und Weise mit weiblicher Sexualität auseinandersetzt, sondern auf ebenso kontroverse Art mit Opfer- und Täterrollen spielt und dabei jegliche Form der üblichen Moralvorstellungen über Bord wirft.

Interessant ist dabei vor allem die Tatsache, dass Verhoeven es trotz des schwierigen und eben auch sehr provokanten Themas schafft, auch eine erstaunliche Portion Humor in seinen Film einzubauen. Gerade deswegen lässt sich 'Elle' dann auch in keine richtige Schublade stecken.

Davon profitiert der Film mehr als man zunächst denkt. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich vom Marketing des Films nicht täuschen lässt, denn in 'Elle' steckt weitaus mehr als ein herkömmlicher Vergewaltigungs- bzw. Rache-Thriller. Vielmehr handelt es sich um ein Drama mit Thriller-Elementen das sich zusehends zu einer Psychostudie entwickelt. Und man möchte es Verhoeven danken, denn schliesslich bietet sich eine solche Entwicklung bei einem Film mit einer solch komplexen Hauptfigur geradezu an. Es ist dann auch der von Isabelle Huppert gespielten Michèle zu verdanken, dass man an 'Elle' auch dann dran bleibt, wenn der Film in skurrilere, zum Teil fast absurde Gefilde abdriftet und stellenweise sogar ein kleines bisschen den Fokus verliert.

Den roten Faden verliert Verhoeven dabei jedoch nie. Die brutale Vergewaltigung, ihre Folgen und die für den Zuschauer geradezu unverständlich unterkühlte Reaktion des Opfers stehen im Mittelpunkt und dienen zur Durchleuchtung des Seelenlebens der mysteriösen Protagonistin. Ein gefundenes Fressen für Darstellerin Isabelle Huppert, denn in der komplexen Rolle darf sie ihr ganzes Können unter Beweis stellen und auch wenn das gesamte Ensemble zu überzeugen weiss, dann ist es ihre nuancierte schauspielerische Leistung, die den Film zu einem kleinen Highlight macht. Schlussendlich zwar fernab von Verhoevens früherer Hollywood-Kost, aber gerade das eigenwillige Ambiente macht 'Elle' zu einem speziellen und fesselnden Kino-Erlebnis.

In technischer Hinsicht schneidet 'Elle' solide ab, aber es macht sich bemerkbar, dass es sich um keine Hollywood-Hochglanz-Produktion handelt. So bekommt man es mit einem zwar stimmig in Szene gesetzten Film zu tun, aber aufgrund von Einschränkungen beim Kontrast, u.a. wegen einer leicht diffusen Beleuchtung, und einer bewusst monotonen Farbpalette bleibt das Bild hinter den Möglichkeiten zurück und kommt nicht sonderlich plastisch daher. Der Ton kann man zwar nicht gerade als spektakulär bezeichnen, kommt aber stimmig daher und passt bestens