Kritik & Unser Fazit:
Spike Jonze gehört dank Filmen wie Being John Malkovich oder Wo die wilden Kerlen wohnen zu einer Sorte von Filmemachern, die längst vom Aussterben bedroht ist: Den kreativen Köpfen, die es schaffen, das Arthouse-Kino mit dem Mainstream-Kino zu verbinden. Von daher ist es auch keine Überraschung, dass einem Regisseur Jonze mit 'Her' einen Liebesfilm der etwas, oder im Prinzip sogar völlig anderen Art vorsetzt, denn in seiner stilisierten Zukunftsvision beschäftigt er sich mit der Frage, ob eine Beziehung mit einem Computer, respektive einer künstlichen Intelligenz, funktionieren kann. Wo andere Filme in klischeehafte Science-Fiction-Gefilde abdriften würden, schlägt Jonze aber eine gänzlich andere Richtung ein und be- bzw. durchleuchtet hier das Seelenleben seiner menschlichen und nicht-menschlichen Protagonisten auf sehr feinfühlige und hintersinnige Art und Weise - und wirft damit ein paar höchst existenzielle Fragen auf.

So melancholisch 'Her' einerseits daherkommt, so locker und spontan kommt er in vielerlei anderer Hinsicht rüber - und das, obwohl man es hier mit einem dialoglastigen, teilweise fast analytischen und eigentlich sehr tragischen Liebesdrama zu tun kriegt.

Keine Frage: 'Her' ist alles andere als konventionell. Das fängt nur schon damit an, dass man lediglich eine der beiden Hauptfiguren, nämlich der vereinsamte unter seiner früheren Beziehung leidende, von Joaquin Phoenix hervorragend gespielte Theodore, zu sehen bekommt, während die weibliche Figur nur in der virtuellen Welt existiert - und dem Zuschauer lediglich in der Form von Scarlett Johanssons Stimme, zumindest im englischen Original, präsentiert wird. Das funktioniert weitaus besser, als was man es zunächst meinen würde, denn auch wenn es zu keinem physikalischen Kontakt zwischen den beiden Liebenden kommt, zumindest nicht im herkömmlichen Sinn, dann stellt man deren Beziehung interessanter nie in Frage. Ein Zeichen dafür, wie harmonisch das Script und die feinfühlige Inszenierung auf die wunderbaren Darsteller abgestimmt ist.

Es ist vor allem das ausgeklügelte Drehbuch von Spike Jonze, verdientermassen mit einem Oscar ausgezeichnet, das besonders heraussticht. 'Her' mag sicher ein paar gekünstelte und prätentiöse Momente haben und ist mit seiner Laufzeit von über zwei Stunden vielleicht ein kleines bisschen langatmig geraten, aber seine emotionale Wirkung verfehlt der Film dennoch nicht - vor allem auch deswegen, weil er eine stilsichere poetische Qualität besitzt und mit seinen philosophischen Ansätzen zum Denken anregt. Wer zunächst denkt, dass es sich hier um eine Art Techno-Romanze handelt, wird schnell eines Besseren belehrt und wird erkennen, dass Spike Jonze mit 'Her' sein Publikum gezielt fordert und damit einen Film geschaffen hat, der zu den vielschichtigsten Werken gehört, die man in den letzten Jahren im Kino erleben durfte.

Die technische Umsetzung von 'Her' macht ebenfalls eine sehr gute Figur und auch wenn die hier vorliegende Blu-ray von Warner rein quell- bzw. stilmittelbedingt keine Höchstwerte liefert, dann kann man dennoch von einer rundum zufriedenstellenden Präsentation sprechen. Das träumerisch wirkende Bild ist von etwas eigenwilligen Kontrast- und Farbwerten geprägt, strahlt aber dennoch eine gute Portion High-def Feeling aus, während der nicht übermässig räumliche, aber dennoch sehr stimmige Ton vor allem von einer klaren und deutlichen Dialogwiedergabe profitiert. Die Extras der Disc mögen zwar nicht allzu ausschweifend ausfallen und sind auch wenig konventionell,