Kritik & Unser Fazit:
Da inszeniert Hollywood-Ikone Clint Eastwood mit 'Jersey Boys' eine musikalische Biografie die auf einem Broadway-Musical basiert, und kann sich anscheinend nicht so recht entscheiden, was sein Film denn nun sein will. Nein, ein Musical im klassischen Sinn ist es nicht geworden - ganz im Gegenteil sogar: Bei der Geschichte von Frankie Valli und seiner Band The Four Seasons handelt es sich über weite Teile um ein völlig klassisches Biopic nach altbekanntem Muster: Nachdem man die Herkunft der vier Gründungsmitglieder abhakt, zeigt man deren musikalischen Aufstieg und Werdegang und lässt die obligatorischen Spannungen innerhalb der Band, die sich auch auf das private Umfeld der Bandmitglieder ausweiten, nicht aus - und lässt dem Zuschauer auch dann keine wirklichen Überraschungen, wenn er von Valli & Co. bisher nichts wusste.

Der Name Valli mag einem Grossteil des Publikums tatsächlich unbekannt sein, die Hits des Quartetts, zu denen unter anderem 'Sherry', 'Big Girls Don't Cry' und 'Walk Like a Man' gehören, sind dafür jedermann ein Begriff - zumindest sobald man die Songs hört.

Das auch hinter solchen Ohrwürmern eine tragische Geschichte stecken kann, versteht sich fast von selbst. Dass aus 'Jersey Boys' trotz der Musical-Herkunft aber dann doch eine nicht nur etwas langatmige, sondern auch etwas altbackene Musiker-Biografie geworden ist, erstaunt nicht nur wenn man sich die Talente hinter der Kamera ansieht. Unterhaltsam ist der Film trotzdem - nicht zuletzt, da Eastwood es versteht, den Jersey-Background der Bandmitglieder zur Charakterisierung seiner Figuren auf effektive Art und Weise einzusetzen. Dafür nimmt er sich dann auch genügend Zeit und interessiert sich dafür etwas weniger für den eigentlichen musikalischen Aufstieg der Band - was für das Publikum bedeutet, dass man zu keinem Zeitpunkt so richtig das Gefühl dafür bekommt, dass Frankie Valli mit seiner Band auf einer richtigen Erfolgswelle reitet.

Die diversen Hitsongs mögen zwar einen festen Bestandteil des Films einnehmen, es sind aber nur wenige Momente, in denen die Evergreens von Valli & Co. so richtig zur Geltung kommen. Dass ausgerechnet der an die eigentliche Broadway-Produktion angelehnte Abspann am schmissigsten rüberkommt zeigt dann auch auf, dass man sich beim eigentlichen Film vielleicht doch etwas stärker am Musical hätte orientieren sollen. Immerhin hat man bei der Besetzung der Figuren fast ausschliesslich auf die zwar wenig namhaften, aber dafür umso besser passenden ursprünglichen Musical-Darsteller gesetzt und zumindest damit eine Brücke zur erfolgreichen Broadway-Produktion geschlagen. Ein über weite Teile unterhaltsamer Film ist's zwar geworden, aber von Clint Eastwood hätte man dann doch ein bisschen mehr Innovation erwartet.

Inhaltliche Schwächen hin oder her, die Blu-ray Umsetzung von 'Jersey Boys' kann man als gelungen und hochwertig einstufen. Die vorhandenen qualitativen Mankos sind lediglich auf einige stilmittel- bzw. genrebedingte Einschränkungen zurückzuführen und trüben das Heimkino-Erlebnis auf allerhöchstens minimale Art und Weise - wobei Clint Eastwood beim Bild einmal mehr auf seinen mittlerweile typischen Look setzt und den Film in untersaturierten Farben und stark überhöhten Kontrastwerten präsentiert. High-def Feeling kommt dennoch genug auf. Der Ton ist rein designmässig alles andere als spektakulär und nur die Song-Einlagen kommen etwas räumlicher rüber, aber darüber