Kritik & Unser Fazit:
Wenn sich ein Schauspieler wie Edward Norton an eine Doppelrolle wagt, bei der er ein Zwillings-Bruderpaar spielt das kaum unterschiedlicher sein könnte, dann weiss man eigentlich schon im Voraus, dass man es mit einem Film zu tun hat, der eigentlich nicht schlecht sein kann. Dass 'Leaves of Grass' trotz dieser guten Voraussetzung dann doch kaum Beachtung geschenkt wurde, kann man spätestens wenn man den Film gesehen hat, nicht so richtig verstehen. Der an den gleichnamigen Gedichtband von Walt Whitman angelehnte Film ist - zumindest stellenweise - durchaus kultverdächtig und bietet einen interessanten, wenn auch etwas eigenwilligen Mix aus schräger Komödie, Familiendrama, Krimi und ist sich dabei nicht zu schade, ein paar nachdenkliche Szenen mit philosophischen Dialogen anzureichern. Da stört es dann auch nicht wirklich, dass sich 'Leaves of Grass' etwas Zeit lässt, um so richtig in die Gänge zu kommen.

Spätestens beim Finale wird man unweigerlich an die Filme der Coen Brothers erinnert, wobei Regisseur Tim Blake Nelson, der zudem in einer Nebenrolle als schräger Südstatten-Redneck überzeugt, nie den Fehler macht, hier eine plumpe Kopie eines anderes Films abzuliefern. Gewisse Versatzstücke mögen einem bekannt vorkommen, aber der schlussendliche Mix macht's aus - und dementsprechend kann sich 'Leaves of Grass' als etwas eigenwillige Südstaaten-Story der etwas anderen Art gekonnt von der Konkurrenz abheben - was nicht nur an der mit der Zeit immer verrückter werdenden Story liegt, sondern vor allem an den hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Edward Norton kauft man die Darstellung der gegensätzlichen Zwillingsbrüder 100% ab, während namhafte Nebendarsteller wie Richard Dreyfuss als jüdischer Drogendealer oder Susan Sarandon als desillusionierte Mutter die Besetzung perfekt ergänzen.

Ein Film, der auf humorvolle, philosophische und hintergründige Art aufzeigt, dass gewisse Grenzen besser nicht überschritten werden sollten und den man sich, sofern man eine Vorliebe für's etwas kleinere Kino hat, nicht entgehen lassen sollte.

Rein inhaltlich ist 'Leaves of Grass' als durchaus gelungene Independent- bzw. Low-Budget Produktion einzustufen - und auch in technischer Hinsicht kann sich der 2009 entstandene Film durchaus sehen und hören lassen, auch wenn man schon rein genrebedingt keine Höchstwerte erwarten sollte. Dabei kann das Bild mit allgemein soliden, teilweise sogar richtig guten Werten punkten - wobei Nahaufnahmen in Sachen Schärfe & Details grundsätzlich am besten abschneiden und man es zudem mit zufriedenstellenden Kontrast- und Farbwerten zu tun hat. Dass das Bild dennoch kein übermässiges High-def Feeling zu bieten hat, stört genauso wenig wie der allgemein eher frontlastig ausgefallene Soundmix. Zudem hat die Disc mit nur einem kurzen