Kritik & Unser Fazit:
Die eigentliche Handlung von 'Searching' ist weder neu noch originell: Eine junge Frau ist ganz plötzlich verschwunden und nachdem die Polizei bei der Suche nach der Vermissten keine grosse Hilfe darstellt, muss der Vater die Sache in die eigenen Hände nehmen. Was am Film von Regisseur Aneesh Chaganty wiederum umso origineller ist, ist die Art und Weise, wie dem Publikum die Handlung präsentiert wird: Komplett als Desktop-Fassung bei der Schritt-für-Schritt bzw. Klick-für-Klick die digitalen Ermittlungen des Vaters verfolgt werden können. Das mag im ersten Augenblick ein bisschen gewöhnungsbedürftig sein, aber tatsächlich entwickelt der Mystery-Thriller schon schnell einen guten Erzählfluss und wirkt erstaunlich spannend.

Keine Selbstverständlichkeit wenn man bedenkt, dass kein einziger der Schauspieler auch nur eine einzige Filmszene im klassischen Sinn zu spielen hat und sich das Ganze vollständig übers Internet mittels Webcam, Facetime, Youtube und diversen Überwachungskameras abspielt.

Gerade deswegen ist es umso überraschender, dass es Regisseur Aneesh Chaganty tatsächlich gelungen ist, aus diesen Vorgaben - an die man sich dann auch strikt hält - einen kohärenten Film zu machen der eine konstante, wenn auch nie übertriebene Spannungskurve aufweist. So steht der Krimi- / Thriller-Aspekt nicht immer an vorderster Stelle und es schleichen sich auch einige dramatische Elemente im Bezug auf die Vater- / Tochter-Beziehung ein - was wiederum für eine etwas bessere Charakterzeichnung der Figuren, die ansonsten eher eindimensional bleiben, sorgt. So fühlt man mit John Chos Figur fast von Anfang an mit und man fiebert, und leidet mit dem verwirrten und zum Teil auch verstörten Vater mehr mit, als was man erwartet.

Es ist dann auch Chos guter schauspielerischer Leistung zu verdanken, dass man über ein paar der konstruierter wirkenden Momente des Films, wie z.B. der Twist der dann auch zur Auflösung der mysteriösen Ereignisse führt, hinwegsehen kann. Immerhin hat 'Searching' den Vorteil, zu fast keinem Zeitpunkt vorhersehbar zu sein und konsequent den gewählten Stil durchzuziehen der glücklicherweise nicht einfach nur ein Gimmick, sondern ein gekonnt genutztes Tool zur Steigerung der Spannung darstellt. Damit stellt 'Searching', den man auch als eine digitale Schnitzeljagd bezeichnen könnte, eine gelungene Abwechslung zur üblichen Thriller-Kost dar!

Ob man mit 'Searching' etwas anfangen kann hängt davon ab, ob man sich mit der visuellen Umsetzung des Film anfreunden kann. Mit seiner Mischung aus Desktop-Oberfläche, Video- und Facetime- / Facebook-Chat und Youtube-Videos wird einem zwar kein sonderlich filmisches Erlebnis geboten und es überrascht nicht, dass sowohl die Bild- als auch die Tonqualität von den stilistischen Entscheidungen zum Teil leicht beeinflusst werden. Den Umständen entsprechend kann man aber dennoch von einer zufriedenstellenden, zum Teil sogar recht guten Bild- und