Kritik & Unser Fazit:
Mit 'Die Frau, die vorausgeht', im englischen Original als 'Woman Walks Ahead' bekannt, nimmt sich Regisseurin Susanna White der historisch belegten Begegnung der Malerin Catherine Weldon mit dem legendären Indianerhäuptling Sitting Bull an. Tatsächlich ist es aber so, dass der Film von den wahren Begebenheiten in mehrfacher Hinsicht abweicht und ein idealisiertes, um nicht zu sagen romantisiertes Bild der damaligen Zeit und dieser aussergewöhnlichen, aber eben auch umstrittenen Freundschaft zeichnet. So muss sich der Film mitsamt seiner Darstellung einer frühen Feministin ein bisschen die Bezeichnung eines Frauenwesterns gefallen lassen, aber das wird dem Film, trotz seiner historischen Ungenauigkeiten, dann eben doch nicht ganz gerecht.

Vielmehr nutzt man die Story als Aufhänger für eine Art Vergangenheitsbewältigung bei der man schonungslos den Schuldanteil der weissen Eroberer aufzeigt und ebenso ungeschönt darstellt, wie sich die indianischen Stämme der neuen Situation wohl oder übel doch anpassen mussten.

Dass das auf Kosten der akkuraten Darstellung der beiden Hauptfiguren geht, ist weniger toll. Wer diese Unstimmigkeit jedoch ausblenden kann, der bekommt mit 'Die Frau, die vorausgeht' einen stimmigen und bewusst wehmütigen Western geboten, dessen Kernbotschaft zu berühren weiss und zudem mit seiner handwerklich einwandfreien und atmosphärischen Umsetzung punkten kann. So wirkt der Film zumindest rein optisch sehr authentisch und profitiert zudem davon, die rauhe Westernwelt für einmal aus der Sicht einer Frau zu zeigen. Nur schon damit kann man sich von den anderen, meist männerdominierten Vertretern des Genres abheben.

Vor allem aber beherrscht der Film die Gratwanderung aus Western und Drama und verkommt zu keinem Zeitpunkt zum genreüblichen Gemetzel oder zur kompletten Liebesschnulze. Das würde den hervorragenden darstellerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller ohnehin nicht gerecht werden, denn sowohl Jessica Chastain als selbstbewusste Indianersympathisantin und Michael Greyeyes als Sitting Bull wissen in ihren Rollen, die sie mit viel Feingefühl spielen, sehr zu überzeugen. So mag es 'Die Frau, die vorausgeht' mit der Wahrheit nicht 100% genau nehmen und setzt auch bewusst auf eine Portion Romantik, aber davon sollte man sich nicht beirren lassen, denn der Film weiss seine positive Botschaft auch in dieser Form zu vermitteln.

Gute Karten hat der Film auch wenn es um seine technische Umsetzung geht, denn auf der hier vorliegenden Blu-ray Disc vom deutschen Tobis-Label macht der Film eine sehr gute Figur. Vor allem bildtechnisch gibt's so gut wie nichts zu kritisieren und die wenigen vorhandenen Mankos, wie z.B. ein selten zu hell wirkender Schwarzwert, können den guten Gesamteindruck nicht trüben. Der Ton kommt vielleicht zurückhaltender als bei anderen Westernfilmen daher, macht aber trotzdem einen überaus guten Einruck und die Extras bieten dank B-Roll, Bildergalerie und